"Das Leben ist eine viel zu wichtige Sache, um jemals ernsthaft darüber zu reden."
Oscar Wilde
Haben Sie schon einmal etwas sehr Interessantes bemerkt: Wenn wir voller Humor sind und die Dinge nicht ernst nehmen, scheint das Leben mit Leichtigkeit zu fließen und Probleme sind keine Probleme mehr? Haben Sie auch bemerkt, wenn alles ernst erscheint und wir uns selbst ernst nehmen, dann fühlt sich das Leben klaustrophobisch und klein an und wir fühlen uns eingeengt und elend? Die große Frage ist also: Warum nehmen wir das Leben so ernst und warum nehmen wir uns selbst so ernst, wenn es so offensichtlich schmerzhaft ist, dies zu tun?
Ich für mich muss zugeben, dass ich oftmals die Menschen um mich herum verwirre, da ich auch in den angespanntesten Situationen lachen muss -weil die Ernsthaftigkeit dann so merkwürdig witzige Züge annimmt. Damit stoße ich nicht selten Menschen vor den Kopf (ohne das wirklich zu wollen).
Erst gestern habe ich auf WDR 5 dem Interview mit Martin Walser in der Sendung "Zeichen & Wunder: Das Literaturgespräch" zugehört und war ganz dem Amüsement der sonoren Stimme dieses überaus humorvollen und besonders tiefgründigen Menschen (er ist 94 Jahre geworden) erlegen. Sein neues Buch "Sprachlauf" ist voller Petitessen, die einladen, es ihm gleich zu tun: berührt zu werden und zu lachen.
„Der Himmel glüht, allwissend schweigen die Bäume,
wer`s jetzt noch eilig hat, ist ein Narr.
Existenz pur schwebt mir vor,
Weltmeister will ich sein
durch nichts
als Einbildungskraft.“
(Martin Walser: Sprachlaub, S. 5)
In unserer modernen Welt wird uns beigebracht, dass wir Erfolg haben müssen, dass wir etwas erreichen müssen, dass wir alles richtig machen müssen, und dass hoffentlich alles perfekt und sicher sein wird. Doch, so wissen es einige, die regelmäßig in meine Kurse kommen: dies ist nicht für immer. Nichts ist für immer und das schenkt sooo viel Hoffnung und vor allen Dingen Freiheit. Demut ist der Spaß am Sein.
Das Leben hat seine eigene Art, unsere Geschichte erzählen zu lassen und nicht selten landen wir dabei mit dem Hosenboden auf dem Boden der Tatsachen und dann können wir zu jenen Menschen gehören, die aus Erkenntnis über sich herzhaft lachen können und wieder aufstehen oder wir gehören zu jenen, die rumgammeln, allen anderen die Schuld geben und griesgrämig das Dasein fristen. Es gibt ein Sprichwort, das besagt: Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm deine Pläne! Und doch versuchen wir hartnäckig, das gesamte Universum nach unseren kleinen Wünschen zurechtzubiegen und hoffen, dass unsere Abneigungen verschwinden werden. Wenn das Universum die Erwartungen nicht erfüllt, dann leiden die Menschen. Das Leben hat seine eigene Vorstellung davon, wie es in Freiheit fließen soll - mit oder ohne unsere Zustimmung. In gewisser Weise hat unsere Besessenheit von Sicherheit uns die Freiheit genommen, was nur ein anderes Wort für Verspieltheit ist.
Wir nehmen auch oft unsere Yogapraxis viel zu ernst und denken, dass wir es zu etwas bringen oder dass wir jemand Besonderes sind. Gerade jene, die dem Spruch von Jois folgen (und ich mag Patthabi Jois überhaupt nicht, weil er Frauen schlecht und sexuell (miss) behandelt hat) " Übe und alles kommt zu dir!", verfallen in eine Art Rausch der Yogapraxis, um dann nach Jahren feststellen zu dürfen, dass zu exzessives Training wie bei allen Sportarten zu Verschleiß und nicht zur gewünschten Erhabenheit führt, weil die wichtigste Zutat fehlt. Wer zu ehrgeizig ist, geizt mit Ehre und man merkt es diesen Menschen einfach an. Manche meditieren sogar mit dem Gedanken: "Eines Tages, wenn ich hart genug übe, werde ich erleuchtet werden wie der Buddha." Sier sind in die Falle der spirituellen Ernsthaftigkeit getappt, und aus dieser Falle gibt es nur einen Ausweg - Verspieltheit, denn Spaß ist der Bruder der Freude.
Rahu - der Trickser
In der vedischen Astrologie gibt es einen Schattenplaneten namens Rahu, der uns verführt. Ganz gleich, ob Sie an Astrologie glauben oder nicht: Sie würden mit dennoch zustimmen, dass jede/r von uns etwas hat, dass sie/Ihn antreibt, sie/ihn verführt einen bestimmten Lebensweg zu gehen, was auch immer dies sein mag. Wir würden alles tun, um das zu bekommen. Er ist daher der Täuscher und Trickser, denn er macht uns zu einem Windhund, der hinter einem falschen Hasen hinterläuft. Und wir wissen nicht, dass es ein falscher Hase ist. Seine Aufgabe ist es, alles auf den Kopf zu stellen und uns allen einen Streich zu spielen. In einigen indianischen Traditionen ist er ein Kojote, manchmal ein Kaninchen oder ein Rabe, und wo immer er auftaucht, fallen die Dinge auf spielerische Art und Weise auseinander. Es gibt also diesen Trickser, der die ganze Zeit in unserem Leben am Werk ist. Gerade wenn wir denken, dass wir alles im Griff haben, kommt er und führt die ganze Sache ad absurdum! Herrlich!
Rahu ist so wichtig für uns, denn wenn wir von Anfang an schon wüssten, dass all unsere Anstrengungen eigentlich vergänglich und damit "für die Katz" sind, dann würden wir uns ja garnicht anstrengen und darauf reinfallen. Die Weisen unter uns erkennen das und können sich anstrengen, während sie gleichzeitig keinen wirklichen Wert auf das Ergebnis legen, sondern viel mehr Wert darauf, eben jene darin verborgene Weisheit zu heben und zu leben und damit mitfühlend und wohlwollend mit jenen zu sein, die noch auf den Trickser hereinfallen.
Der Trickser ist der Narr, der den Ernst stürzt, der Joker, der Zerstörer von Konzepten und Programmen, um die Fixierungen des Verstandes in das unerkennbare Geheimnis und den göttlichen Wahnsinn frei von allen Zwängen aufzufrischen. Diese Kraft ist lebendig in der Welt und in jedem einzelnen von uns. Wir können uns in jedem Moment mit ihr verbinden. Ein modernes Beispiel für den Trickster ist die Zeichentrickfigur Bugs Bunny. Und was rät uns Bugs Bunny? "Jubel, Trubel, Heiterkeit - seid zur Heiterkeit bereit. Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid."
Verspieltheit
Was ist mit der Verspieltheit passiert, und wann haben Sie sie verloren? Ist es möglich, spielerisch mit dem Leben umzugehen und die Dinge nicht so ernst zu nehmen? Können wir über uns selbst lachen und die Spannung der Ernsthaftigkeit lösen, die uns an das Leiden bindet? Ja, es ist möglich, alles mit Leichtigkeit, spielerisch und mit Humor zu behandeln. Alles, was es dazu braucht, ist die Bereitschaft, unsere Fixierungen und unseren falschen Stolz loszulassen und einfach über die Absurdität, die Dinge ernst zu nehmen, zu lachen. Denn unsere Konzepte, Gedanken und Vorstellungen sind flüchtig - sie vergehen von Sekunde zu Sekunde und dennoch hängen wir an Ihnen, als würde es um unser Leben gehen.
Die Geschichte ist voll von Menschen, die sich selbst sehr ernst genommen haben, und wo sind sie jetzt? Was in dieser Welt ist so wichtig, wenn alles so schnell vergeht und sich am Ende niemand mehr an unsere Leistungen oder unser Versagen erinnert? Das Leben ist ein Fest und eine Freude, auch Leid hat seinen Platz und kann mit leichtem Herzen und Humor gesehen werden. Unbeschwertheit, Humor und Verspieltheit sind das, was meiner Meinung nach den Kern der spirituellen Praxis ausmacht. Ich habe so viel schon gelacht und das in aller Ausgiebigkeit - vor allen Dingen in meiner Hospiztätigkeit, wenn ich ambulant Menschen auf ihrem letzten Weg begleite. Diese Menschen sind so schön in diesen Momenten, in denen sie in Weisheit erkennen, dass sie ihrem Geist auf den Leim gegangen sind.... über Jahrzehnte und dann wird es ihnen klar und sie lachen - mit dem berühmten weinenden Auge, das sagt: hätte ich das doch nur schon früher erkannt.
Wie können wir in unserem Leben spielerischer sein?
Es ist wirklich nur eine sehr einfache Veränderung der Einstellung, es ist keine große Anstrengung nötig - und in der Tat wird die Anstrengung im Weg stehen. Alles, was wir tun müssen, wenn wir merken, dass wir die Dinge oder uns selbst sehr ernst nehmen, ist, für einen Moment innezuhalten und unserem Herzen die einfache Frage zu stellen: "Ist es wirklich so ernst, dass das ganze Universum innehalten und zuhören muss? Wie kann ich den Humor in dieser Sache sehen?"
Es gibt Humor und Licht in JEDER Situation, selbst in den schlimmsten Umständen kann man unbeschwert sein. Es ist nur eine Frage der Bereitschaft, die schwere Fixierung und das Festhalten loszulassen. Wenn Sie diese Praxis des leichten Herzens praktizieren, wird das Leben viel lustiger und magischer werden. Wir werden kindlicher und spielerischer. Lassen Sie daher den Ernst los und lachen Sie!
Mögen alle Lebewesen voller Freude, Humor und Spaß durch das Leben gehen.
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