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Thema des Monats "Verbundenheit"

Im Laufe des vergangenen Jahres 2021 haben wir von euch, liebe Teilnehmer*innen, Anregungen zu Themen, Fragen und Bedürfnissen für das Jahr 2022 erhalten. Aus diesen Ideen haben wir 12 Themen entwickelt, die unsere Yoga-Gemeinschaft im Jahr 2022 thematisch in den Stunden und den Monatsblogs begleiten werden. Jeden Monat wird ein Mitglied von Yamida Gedanken zu diesem Thema aus dem Herzen heraus gestalten und mit euch allen teilen. Wer von euch, liebe Leser*innen ebenfalls einen Text beitragen möchte, ist immer herzlich dazu eingeladen.



Daher freue ich mich sehr über den Jahreseinstieg und das Thema dieses Monats: Verbundenheit.


Für das erste „Thema des Monats“ 2022 habe ich das Thema „Verbundenheit“ als ein sehr wichtiges Thema schon für die letzten zwei Jahre wahrgenommen, sowohl innerhalb unserer Schule als auch in allen anderen Bereichen, in dem sich Menschen begegnen und erkennen. Doch bevor ich darauf eingehe, möchte ich mit einer persönlichen Geschichte darüber beginnen, was Verbundenheit für mich bedeutet.


Im Oktober 2006 war ich 31 Jahre alt. In gewisser Weise hatte ich ein großartiges Leben: ich hatte mein Studium an der Universität in New York beendet und meine Bachelor erhalten, ich hatte viele Freunde, einen Mann mit zwei Kindern, die er vor 11 Jahren in die Beziehung gebracht hatte , ein großes Haus und einen Terminkalender, der immer mit Abendessen, Partys und anderen sozialen Aktivitäten gefüllt war. Aber trotz all des "Erfolgs" verspürte ich ein nagendes, unglückliches Gefühl in mir. Ein Gefühl, das jedes Mal auftauchte, wenn ich mir erlaubte, ruhig zu werden. Ich wurde nachts wach, weil ich glaubte zu sterben. Panikanfälle, nannte dies der Arzt. Nun wusste ich, was es war und ich wollte etwas finden und lernen, um selbstständig damit umgehen zu können. Es musste etwas geben, dessen war ich mir sicher. Irgendwann las ich von diesem buddhistischen Kloster in Triebel und dem 10-tägigen Vipassana-Retreat. An einem bestimmten Punkt wurde also dieses Gefühl der Panik so stark, dass ich beschloss, etwas zu unternehmen. Also habe ich es getan.


Und ohne wirklich zu wissen, worauf ich mich eingelassen hatte, begann ich mein Retreat. Ich verbrachte zehn Tage hintereinander zehn Stunden am Tag auf einem Meditationskissen... Am ersten Tag fand ich die ganze Erfahrung recht interessant. Ich war voller Erwartungen für all die Erkenntnisse, die ich gewinnen würde. Am zweiten Tag jedoch wurde es weniger aufregend. Ich musste einfach zehn Stunden am Tag auf einem Meditationskissen sitzen und Atemübungen machen. Mir tat alles weh. Es gab überhaupt keine interessanten Erkenntnisse, ich langweilte mich einfach nur sehr. Am dritten Tag verwandelte sich meine Langeweile in eine starke Unruhe und dann in einer Meditation in die mir bekannte Angst. Ich konnte nicht mehr stillsitzen und mein Gehirn, das es gewohnt war, ständig beschäftigt zu sein, wusste nicht, wie es mit der Situation umgehen sollte. Meine Gedanken rasten in alle Richtungen. Ich fühlte mich klaustrophobisch und in meinem Körper gefangen. Ich wollte handeln, ich wollte etwas tun, ich wollte weg! Dann begann ich plötzlich zu weinen. All die Gefühle, die mein geschäftiges Gehirn so sehr zu vermeiden versucht hatte, kamen auf einmal zum Vorschein. Das Weinen und die Angst dauerten drei Stunden lang - und ich beobachtete es, wie mir meine niederländische Meditationslehrerin es mir geraten hatte – und dann hörte es für immer auf.


Als ich mich am nächsten Tag auf mein Kissen setzte, hatte sich etwas verändert. Endlich war mein Gehirn zur Ruhe gekommen, und ich war bereit zu meditieren. Im Laufe des Retreats lernte ich langsam, auf eine andere Art und Weise mit meinem 'Selbst' zu sein. Ich konnte meine Sorgen, meine Ängste und meine Traurigkeit erleben, ohne sie zu sein. Ich begann mich so zu sehen wie ich wirklich war. Mit all den Fehlern ohne Eitelkeiten. Je mehr ich mit dem, was ist, sein konnte, desto stiller wurde ich. Und in dieser Stille erlebte ich etwas Erstaunliches. Ich fand eine Quelle des Glücks, der Freude und der Weisheit in mir selbst. Ich war völlig frei von Meinungen und Urteilen. Ich war einfach da, verbunden mit mir selbst und allem um mich herum. Das war für mich die Erfahrung tiefster Verbundenheit, denn ich war verbunden mit allen gelebten und ungelebten Momenten meines Lebens ohne in narzisstische Verletzlichkeit zu fallen, sondern von tiefer Dankbarkeit erfüllt zu sein für all die daraus resultierenden Lehren. Das nagende, unglückliche Gefühl kehrte nie wieder zurück.


Ich glaube, dass die Verbindung mit der inneren Quelle der Einheit das größte Geschenk ist, das man sich selbst und anderen machen kann. Aber wir alle wissen, dass man diese Verbindung manchmal verliert. Wenn die Umstände schwierig werden, hat der Verstand alle möglichen Tricks auf Lager, um die Kontrolle zu übernehmen. Wir beginnen zu planen, zu urteilen und Lösungen zu finden. Und wenn die Stimme des Verstandes lauter wird, wird unsere innere tiefe Verbundenheit immer leiser.


Verbundenheit bei Yamida


Wir alle bei Yamida haben dies während des vergangenen, von Corona geprägten Jahres ebenfalls erlebt. Alles wurde anders und nichts war mehr verlässlich. Eines der deutlichsten Beispiele war, als die QR-Codes in unserer Schule obligat wurden. Es zeigte sich, dass sich unter Lehrenden und Teilnehmenden unterschiedlichste Perspektiven und Meinungen dazu bildeten. Was war also das Yogischste, das man tun konnte?


Die Unversehrtheit unserer Teilnehmer*innen und die Aufrechterhaltung unserer Yogaschule hat oberste Priorität, so dass wir uns selbstverständlich immer an die Vorschriften der Regierung halten und somit mit dem Scannen von QR-Codes begannen. Doch auf dem Yogalehrer*innen Jahrestreffen haben wir ebenso beschlossen, dass Yoga mehr ist als die physischen Wände unserer Schule. Deshalb haben wir alternative Räume geschaffen, in denen wir mit allen Schüler*innen in Kontakt bleiben können, wie unsere Online Yogakurse. Aber waren diese praktischen Lösungen wirklich das Yogischste, was wir tun konnten? Oder war dies eine Lösung des Geistes?


Erst nach dem Treffen mit all den tollen Yogalehrer*innen von Yamida wurde mir klar, dass die wahre Lösung nicht in der Entscheidung für oder gegen etwas lag, sondern sie lag in etwas anderem, das in unserer Gemeinschaft geschehen war. Zu Beginn des Treffens waren wir sehr betroffen von den aktuellen Zeiten und mit den sehr unterschiedlichen Meinungen von Menschen aus unterschiedlichsten Settings , doch am Ende des Treffens waren wir uns einig und ganz tief miteinander verbunden. Was war geschehen? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Wir haben uns gegenseitig zugehört, ohne zu urteilen die Bedenken und Sorgen der anderen verstanden und erkannt. Und so konnten wir uns auf einer tieferen Ebene miteinander verbinden und mit dem, was ist, leben. Ich erkannte, dass dies das Yogischste war, was man in dieser Situation tun konnte - in der Einheit verbunden bleiben.


Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie das vergangene Jahr für uns als Yogaschule einen Wandel bedeutet hat. Wir lehren nicht mehr nur Yoga, wir lernen, es zu sein. So können wir auf alles, was um uns herum geschieht, mit der Weisheit der Verbundenheit antworten. Und ich bin sicher, dass sich dies in unseren Workshops und Kursen im kommenden Jahr widerspiegeln wird.


Ich möchte euch alle einladen, sich uns in diesem Raum anzuschließen. Mehr denn je ist es jetzt wichtig, mit uns selbst, miteinander und mit unserer Umwelt verbunden zu bleiben.


In tiefer Verbundenheit wünschen ich allen ein gesundes und fröhliches neues Jahr 2022.


Namaste,


Yvonne

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